Carmen Paul schreibt: Aufregung und Anfechtungen kommen immer, auch bei der fünften Reise nach Afrika – aber diesmal wieder ganz anders als bei den vergangenen Reisen. So war es bis zum Eintreffen am Flughafen völlig easy und entspannt. Aber dann… – unbefangen und mit guter Stimmung ging es zum Koffer-Abgeben usw. Als wir dran waren, begann das Dilemma, und es nahm immer größere Ausmaße an. Das Fazit war: kein Visum, keine Abreise nach Kenia. Eigentlich war es ganz einfach, was wir aber erst begriffen, als wir wieder zurück waren und Bärbel und ich uns selbst um das E-Visa gekümmert haben. Denn bezahlt war es ja, nur in der Hand hatten wir es nicht. Es gab dort am Schalter stundenlange Diskussionen und wir drei wollten einfach nicht einsehen, dass es nicht geht. Zu Hause angekommen begriffen wir dann schnell, warum das so war. Bettina war gleich nach Berlin gefahren, um dort auf die Botschaft zu gehen. Wir hatten inzwischen auf der Seite der kenianischen Botschaft gesehen, das einfach nur ein klitzekleiner Fehler die Ursache unseres Dilemmas war. Bettina und ihr Mann hatten einfach nur vergessen, auf „Download“ zu klicken, um den Antrag runterzuladen und auszudrucken.
Schlussendlich kamen wir fünf Tage später trotzdem nach Kenia. Alle Termine waren näher zusammengerückt, aber es änderte nichts am Ganzen. Mir war wichtig zu sehen, was mit dem Geld beim Landwirtschaftsprojekt passiert ist, und ich wollte das Waisenhaus sehen, bei dem mir im Laufe der Zeit immer mehr Zweifel kamen. Das Landwirtschaftsprojekt läuft inzwischen sehr gut und Marinah Pierra ist eine clevere Geschäftsfrau, die mich an mich selbst erinnerte und die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Sie hat natürlich, wie fast alle, die wir in Afrika besuchten, große Pläne (Schule und Krankenhaus bauen usw.), aber das Leben wird ihr schon zeigen, ob das für sie möglich sein wird oder nicht.
Meine Gedanken zu dem Waisenhaus waren folgende: Ich dachte, dass es das Haus noch gar nicht gibt, der Pastor sich aber eines wünschen würde und nur einen finanziell starken Partner sucht, der ihm dabei hilft. Nach einem unglaublichen Hin und Her war ich froh, meinen Wunsch durchgesetzt zu haben und wenigstens ansehen zu können, was vorhanden ist und was nicht. Es überraschte mich nicht, was wir zu sehen bekamen, denn eigentlich war es genau das, was ich bereits vermutet hatte. Ich hoffe, dass wir bei unserer Hauptversammlung eine Lösung finden, dem Pastor doch irgendwie zu helfen. Allerdings ist das gesamte Projekt (noch) ein wenig zu groß für uns. Viele haben mir gesagt: Du musst groß denken! Das tue ich auch, aber solche Dinge werde ich nicht alleine entscheiden können und auch nicht müssen.
Kenia ist also noch nicht beendet!