Am 15. September 2023 ging es los nach Ruanda. Unser Vereinsmitglied Stefan Johann brachte mich nach Eisenach zum ICE, wo ich mich dann mit Hartwig im Zug getroffen habe. Hartwig ist seit einem Jahr in unserem Verein. Er hat mit seiner Frau Katharina eine Alpakazucht in Sachsen.

Im Vorfeld hatten wir ein wenig Bauchschmerzen, weil keiner so richtig wusste, ob das mit dem Ostafrikavisum auch so funktionieren würde, denn wir hatten keine Rückmeldung bekommen. Aber alles funktionierte wie am Schnürchen und es gab weder eine Rückfrage noch war sonst eine Beanstandung  was für mich fast unglaublich war, da ich doch bisher ganz andere Sachen aus Afrika kannte.

Grund unserer Reise war ein Ostafrika – Kongress von VfK (Vision for the Kingdom), zu dem ich eingeladen war, um mein Zeugnis dort zu erzählen. Wir sind dann aber ein paar Tage eher dahin gereist, weil Pastor James mehrere Gemeinden angesprochen hatte und in jeder der Gemeinden habe ich auch dann tatsächlich gesprochen.

Mit Verspätung ging der Flug dann los. Erste Station war Istanbul – was für ein nobler Flughafen erwartete uns da. Modern, sehr gut strukturiert und ausgeschildert und man sah, dass er doch noch recht neu war.  18 Uhr ging es dann weiter nach Ruanda/Kigali.  Es ist immer ein wenig aufregend, wenn Du nicht wirklich weißt, was dich erwartet. Pastor James kannte ich gerade mal 2 Monate und das nur aus dem Zoom von VfK.  Nachts um 1 Uhr landeten wir in Kigali und Pastor James und seine Frau Rosine holten uns am Flughafen ab. Es war eine Begrüßung wie unter alten Freunden, die sich eine Weile nicht gesehen haben.

Früh um 4 lagen wir endlich im Bett und jeder hatte ein schönes, einfaches Zimmer mit breitem Bett zum tatsächlichen Entspannen. 10 Uhr war Frühstück angesagt und es ging sofort in den Arbeitsrythmus. 13 Uhr fuhren wir los zum ersten Vortrag und eine halbe Stunde später gab es einen Knall und unser Auto wurde vom Bus gestriffen. Zwei Stunden Aufregung und wir waren schließlich 16 Uhr dort, wo wir hinwollten: in Olives Fellowship Temple in Nyamata. Leider haben wir es durch den Unfall nicht mehr geschafft, uns das Memorial dort anzusehen. Dafür hat uns ein sehr lautstarker Gottesdienst erwartet – für mich war es sehr schwer, diesen Krawall auszuhalten. Hartwig, der ziemlich erkältet die Reise angefangen hat, ging es nicht viel besser. 19 Uhr waren wir wieder in unserem Domizil und 21 Uhr lagen wir ziemlich down in den Betten.

An diesem Tag erfuhr Pastor James, das aus ziemlich fadenscheinigen Gründen seine Kirche durch die Behörden dicht gemacht wurde. Und zwar war an dieem Tag die Behörde dort, hatte die Technikanlage geprüft und weil es ihnen zu laut war, wurde die Kirche einfach geschlossen. Ich dachte, so geht es los und wahrscheinlich werden wir das in Deutschland auch erleben. Normalerweise sollte am Sonntag in seiner Kirche der Gottesdienst mit uns stattfinden. Keiner wusste für einen Moment, was zu tun war. Pastor James rief dann den Pastor der Methodistischen Gemeinde in Gasongi an und dieser hat uns sofort für den Sonntagsgottesdienst die Türen seines Hauses geöffnet. Eigentlich sollten wir am Dienstag dort sprechen. Der Gottesdienst in dieser methodistischen Kirche hat mich echt begeistert. Der Chor, der Ablauf, es war für mich ganz vertraut und ich empfand es als ganz typisch methodistisch.

Am Montag hatten wir unseren einzigen Urlaubstag in den 2 Wochen und haben eine Safari mitgemacht. Der Fahrer war ein sehr erfahrener Führer und wir konnten, bis auf den Geparden, die ja nachtaktiv sind, alle großen Tierarten sehen, die es dort gibt. Der Park war groß, 120 km von Nord nach Süd und von Ost nach West zwischen 80 und 20 km.

Dienstag hatten wir wieder einen Vortrag und diesmal in der IHEMA RYAGAKIZA in Nyakariro.  Es ist so ganz anders, wenn man in Afrika vom Himmel spricht. Denn die Menschen, die ja oft sehr arm sind, haben so ganz andere Fragen, die sie so gerne von Gott beantwortet hätten – noch dazu in einem Land, wo unsagbares Leid geschehen ist vor knapp 30 Jahren.

Mittwoch ging es dann in die Holy Church of God nach Kimironko. An dem Tag besuchen wir auch das Memorial in Kigali. Es ist ähnlich wie Yad Vashem in Israel aufgebaut und da ich das kannte, hatte ich schon ein wenig Angst in den Bereich „Kinder“ zu kommen. Dieser hatte mich in Yad Vashem schon so sehr mitgenommen. So auch hier in Kigali. Es ist so schrecklich zu sehen, was Menschen anderen Menschen antun können mit einem Hass, der einfach unvorstellbar ist. Bei fast allen Kindern stand als Todesursache –„Machete“- da und ich will es mir nicht vorstellen, was da an Leid geschehen ist. Innerhalb von 100 Tagen wurden eine Million Menschen getötet oder besser wohl abgeschlachtet, was zum Teil an Augenzeugenbildern zu sehen war. Der Nachbar, der dein guter Freund war, hat dich einfach mitsamt deiner Familie niedergemetzelt. Es war schwer auszuhalten und nicht nur ich habe geweint, auch Hartwig hat das nicht ausgehalten. James, seine Frau und wir haben dann im Garten gebetet, fast ohne Worte, denn die fielen jedem von uns sehr schwer.

Bevor die Konferenz begann, trafen wir uns noch mit Freunden von mir, die aus Tansania angereist waren, Bischof Charles und seine Frau Holipa.  Die Eröffnung der Konferenz war sehr feierlich und es war eine sehr große Einheit zu spüren unter den geladenen Gästen, die ja aus 7 afrikanischen Ländern angereist waren.

Es gab sehr viele Sprecher mit ebenso verschiedenen Temperamenten – vom stillen, dennoch tief gehenden Sprecher bis zum schreienden und springenden war alles vorhanden. Am Freitagnachmittag war auch ich dran und es war erstaunlich zu sehen und zu hören, wie still es im Saal war, als ich vom Himmel und der Schönheit Jesu gesprochen habe. Das ist schon eher doch recht selten, wenn man in afrikanischen Kirchen spricht. Im Anschluss habe ich sehr, sehr viele Rückmeldungen bekommen und habe gehört und gespürt, wie die Menschen betroffen und angerührt waren. Am Abend waren wir noch mit dem Leiter von VfK, Dr. Paul aus Kalifornien, unterwegs in der Faith Builders Curch in Kimisange. Auch dort habe ich den Vortrag nochmal gehalten, Hartwig hat ebenfalls gesprochen und Dr. Paul. Ich hatte das Gefühl, das die gesamte Kirche vom heiligen Geist erfüllt war – was zur Folge hatte, dass alle ca. 60 Anwesenden nach vorn kamen und sich haben segnen lassen.

Samstagnacht bzw. Sonntagmorgen um 3 Uhr sind wir dann nach Nairobi geflogen, um eine Stunde später nach Mombasa zu fliegen, wo Solomon uns abholen wollte. Das Flugzeug in Mombasa haben wir verpasst, so dass wir erst knapp 2 Stunden später in Mombasa gelandet sind. Solomon und seine Frau haben uns abgeholt und es ging sofort in seine Kirche, wo dann Hartwig und auch ich ein Wort für die Gemeinde hatten. Bereits in der Kirche von Pastor Solomon haben wir uns mit Marinah und ihrem Fahrer getroffen, da sie am Vortag Lebensmittel ins Waisenhaus gebracht hatte. Sehr lange waren wir allerdings nicht wach zu halten, da wir ja bereits seit 36 Stunden auf den Beinen waren.

Marinah erzählte mir, dass sie doch sehr unfreundlich behandelt wurde, als sie mit den Lebensmitteln in Kilifi ankam. Kein Guten Tag, keine Hilfe der Frauen beim Abladen, Gemurre wegen der Dinge, die sie geliefert hat (Mais und Erbsen) und kein Dankeschön für die kostenlos gelieferten Artikel. Das hatte mich doch sehr verwundert und ich konnte das nicht verstehen. Am nächsten Tag habe ich Erick dazu gefragt und um Erklärung gebeten. Er sagte mir, das Marinah zu einer anderen ethnischen Rasse gehören würde und es eben in Afrika so ist, dass man mit denen nichts zu tun haben will. Hoppla!!! Wir kamen gerade aus einem Land, in dem 1 Mio. Menschen genau aus diesem Grund abgeschlachtet wurde und dann das. Darauf folgte eine längere Erklärung meinerseits gegenüber Erick und ich bat ihn über die Worte Jesu nachzudenken, wenn er sagt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Bei meiner nächsten Kilifi Reise werde ich dazu sprechen, vor allen Kindern, allen Mitarbeitern und vorrangig für die Personen, die der Meinung sind, so etwas in unserem Haus ausleben zu können. Vor allem aber mit dem Hinweis, dass sie sich einen anderen Job suchen sollen, wenn sich ihrerseits keine Änderung einstellt.

Für mich war es sehr gut, dass Hartwig mit dabei war, denn er kam ganz schnell auf Fragen, an die ich nie gedacht hätte. So erfuhren wir, das die Pipeline für das städtische Wasser nur 300 Meter entfernt ist und haben alles eingeleitet, das in unserem Waisenhaus ein Anschluss gemacht werden kann, was ja auch die Voraussetzung ist für Wasserleitungen im Haus selbst. Es hatte mich gewundert, dass die Dachrinnen, wie von Daniela versprochen, noch immer nicht da waren. Erick erzählte uns dann, dass sie das Geld für andere Dinge ausgegeben hat. Das ist zwar ärgerlich für uns, aber in dem Moment leider nicht zu ändern. Also haben wir kurzentschlossen alles gekauft, was zur Installation der Dachrinnen nötig war. Heute (4. Oktober) sind sie fast fertig mit dem Anbringen der Dachrinnen. Dazu noch einen großen Tank, um das Regenwasser zu sammeln, damit der Mais in Zukunft nicht auf dem Stängel vertrocknet. Das hat unser Konto mächtig geschröpft und wir freuen uns über die Spenden, die nun kommen, um es wieder zu füllen. Denn wir benötigen noch mehr! Im nächsten Jahr werden wir zwischen Küche und Mädchenhaus einen Platz bauen, auf dem die Kinder mal richtig an Tischen sitzen können und essen, oder ihre Hausaufgaben machen können, denn davon ist zurzeit absolut keine Rede und Möglichkeit. Wir möchten auch, mit Hilfe der Spender, ein Jungenhaus bauen, welches nicht direkt am Mädchenhaus steht. Auch dafür haben wir den geeigneten Platz gefunden. Wir wissen, dass man nicht alles mit einem Mal schaffen kann, aber wir wissen auch, dass wir einen großen Gott haben, der um vieles größer ist als unsere Probleme je sein können.

Für das nächste Jahr ist wieder eine Reise eines Teams, einer Mannschaft nach Kilifi geplant, damit wir selbst Hand anlegen können und den Kindern dort, Stück für Stück, ein schöneres Zuhause zu bieten. Bitte meldet Euch, wenn ihr dazu ein Ja habt. Wir danken dem Herrn für jedes einzelne Kind und für seine große Gnade.

Bleibt gesegnet.

Carmen und Hartwig