Wieder ist eine Reise nach Afrika zu Ende gegangen, die dieses Mal drei Wochen gedauert hat. Bevor die Reise losging, war Pastor Solomon aus Mtwapa, Mombasa in Deutschland zu Gast, hauptsächlich bei mir und mit mir unterwegs. Das war auch der Grund, warum wir alles darangesetzt haben, gemeinsam mit ihm zurückzufliegen. Aber wie das manchmal so ist: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Pastor Solomon kam 24 Stunden später in Mombasa an als wir, was sozusagen das erste Chaos war, das wir bewältigen mussten.   Wie die Reise begann   Unsere Reise sollte zuerst in unser Waisenhaus nach Kilifi gehen. Markus, Kurt, Kathia, Alice und ich kamen alle zu unterschiedlichen Zeiten an. Markus einen Tag vor uns, dann wir drei Frauen und zwei Tage später kam Kurt noch dazu. Das Verständnis zwischen uns war, obwohl wir uns kaum kannten, einfach genial und dementsprechend der Ablauf des Ganzen. Ich glaube, Kurt, der ja erst später dazu stieß, hatte es nicht gerade leicht, denn wir waren, trotz der Kürze der Zeit ein ziemlich eingeschworenes Team. Aber er hat sich wacker gehalten. 😉

Die ersten Tage haben wir sofort genutzt, um vieles, was noch unklar war, mit Erick, dem Leiter des Waisenhauses, im Gespräch und Gebet zu klären. So waren schon viele Arbeiten bereits getan, als wir schließlich ankamen – die Wände verputzt, Elektrik installiert, Fußböden gemacht. Auch der Außenputz war fertig und ich muss sagen, dass die afrikanischen Jungs echt gute Arbeit geleistet haben.     Jetzt ging es darum, Farbe zu kaufen, die Betten anliefern zu lassen, Matratzen zu ordern und die Kinder in das Ganze mit einzubeziehen, denn es ist ja ihr Zuhause.  
 

Mir wurde nochmal stärker bewusst, dass wir so schnell wie möglich Paten für die Kinder brauchen. Alle 51 Kinder müssen versorgt sein, im besten Fall mit mehreren Spendern pro Kind, um genug Rücklagen zu haben. Ich kann nur an Eure Liebe und Hilfsbereitschaft appellieren und den Herrn immer wieder bitten, Menschen anzusprechen und bereit zu machen, für diese Kinder da zu sein. Damit sie eben jeden Tag zu essen haben und in die Schule gehen können, um sich auf das Leben sorgfältig vorzubereiten. Vielleicht gelingt es uns im Laufe der Zeit, das Werk so zu erweitern, dass sie einen Berufsabschluss machen, um den Sprung ins Leben auch wirklich zu schaffen.
 
Sie waren total begeisternd bei der ganzen Sache dabei und die Freude war übergroß, als der erste Raum fertig war. Am liebsten wären gleich alle in diesen Raum eingezogen, was bei 51 Kindern schlecht möglich wäre, und mit Begeisterung haben sie ihre Hände an die Wand mit Farbe gedrückt.     Nach einer Woche straffer Arbeit war es so weit, dass wir einen Tag hatten, an dem wir unser offizielles Einweihungsfest mit Namensgebung für das Waisenhaus feiern konnten. Wir, Alice und ich, kamen am Tag zuvor aus Tansania zurück und haben das Fest noch ein wenig mit vorbereitet. Es wurde gesungen, gefeiert und viel gelacht. Aber das Schönste war, dass nun das Haus einen Namen bekam.  
 

Der Abschied von den Kindern ging relativ schnell, denn jeder von uns wusste, wie schwer es bei einer langen Zeremonie werden würde. Kathia und Markus fiel es am schwersten loszulassen, denn sie waren ja die ganze Woche mit den Kindern zusammen. Aber es musste sein…   Krank in Tansania   Alice, Solomon und ich waren in der Zeit, in der Kathia, Markus und Kurt im Waisenhaus waren, in Daressalaam, Tansania unterwegs. Die Fahrt war extrem anstrengend, weil wir 15 Stunden in einem völlig unterkühlten Bus bei einer Außentemperatur von 35 Grad verbringen mussten. Das hatte zur Folge, dass ich nach knapp zwei Tagen merkte, wie es mir immer mieser ging. Husten, Schnupfen und Halsschmerzen kamen mit raschem Tempo, dazu noch heftiger Durchfall – das Unwohlsein war komplett. Trotzdem machte der Körper während des Kampfes gegen die Krankheit Sachen mit, worüber ich nur staunen kann. So sind die Leiterschulung, der Vortragsabend und der Gottesdienst am nächsten Morgen regelrecht an mir vorbeigeschwebt und ich kann mich nur noch an einzelne Dinge erinnern.     Zwei Tage später hatte uns Bischof Jangala abgeholt und in ein Waisenhaus, außerhalb Daressalaams gebracht. Man kann an den Gesichtern erkennen, wie hoch die Erwartungen sind, aber man lernt auch im Laufe der Zeit in Liebe aber mit Bestimmtheit Nein zu sagen. Das sind Momente, die ich nicht mag, weil sich schnell ein schlechtes Gewissen einschleicht. Aber das würde jedem so gehen, wenn man das Elend und die vielen hilfsbedürftigen Kinder sieht. Dann bin ich froh, in meinem Inneren zu Jesus flüchten zu können, denn eine wirklich befriedigende Antwort kann auch ich ihnen nicht geben, selbst oder gerade, weil ich weiß, dass diese Menschen gerne eine hätten.
 
Am nächsten Morgen ging es sehr früh wieder auf die Rückreise nach Mombasa und ich hatte wirklich Angst davor, 15 Stunden in diesem eiskalten und unbequemen Bus zu verbringen. Zumal die Rückfahrt ab der Grenze dann in Kenia der reinste Horrortrip war. Dort wechselte der Fahrer und ich war mir am Ende der Reise 100 %tig sicher, dass er verrückt war. Noch nie habe ich in einem Bus gesessen, der so riskant, rücksichtslos und in einer Tour hupend die Straße entlang raste. Egal ob durch Stadt oder Dorf, er fuhr 80km/h aufwärts. Unglaublich diese Reise – Alice und ich konnten nur beten, heil aus diesem Bus auszusteigen.
 
Nun wartete schon die Einweihungsfeier auf uns. Es gab ein gutes Essen und für die Kinder nochmal Süßigkeiten, die ja immer beliebt sind.
Am Tag danach zogen wir drei Frauen aus dem Hotel in Kilifi aus und mussten von den Kindern Abschied nehmen. Unser nächster Halt war ein Strandhotel direkt am indischen Ozean. Es fiel jedem von uns schwer, den Schalter umzulegen – von Volldampf der letzten 11 Tage auf einfach nichts tun. Ich denke, mir fiel es am leichtesten, weil es mir gesundheitlich immer schlechter ging. So bin ich vom Zimmerbett auf den Liegestuhl am Pool gewandert, um einfach weiter zu schlafen – zu allem Unglück dann auch noch in der Sonne, ich wurde erst munter als ich ein brennendes Gefühl im Gesicht hatte. Zum Glück war es nur ein kurzer Sonnenbrand, der am nächsten Tag schon von rot zu braun gewechselt hatte. Aber die Sonne hatte trotzdem gewirkt, denn mir wurde übel und an Essen war nicht zu denken.
 
Da ich am Sonntag nicht in der Lage war, Solomons Gemeinde die Predigt zu halten, musste Alice für mich einspringen, die meine Geschichte schon so oft übersetzt hatte, dass sie diese schon auswendig kannte und so konnte sie mich sehr gut vertreten. Ich habe diese Zeit genutzt um wie fast jeden Tag, vom Bett auf den Liegestuhl zu fallen, um dort weiter zu schlafen.
 
Das sind so Momente, wo ich die inneren Angriffe fast körperlich spüre, wenn mir jemand einzureden versucht, dass es doch sowieso nichts wird, ich viel zu schwach bin, aufgeben soll. Und ich mich am Ende frage, ob ich dumm bin – warum sonst täte ich mir das an? Aber weil wir das als Christen schon kennen, können wir uns wehren und diese Macht von uns weisen, weil unser Herr stärker ist! So auch an dem Tag, denn am Nachmittag ging es mir wirklich besser und wir haben noch einen Ausflug auf ein Essen mit der Familie von Pastor Solomon unternommen.   Spannendes Erlebnis im Zug   Am übernächsten Tag ging es mit dem Zug nach Nairobi, mit all unserem Gepäck waren wir nach anfänglichem Chaos doch in der Economy-Class gelandet, die ganz bequem war. Vor uns in der Reihe saß eine junge Frau, die sich nach einiger Zeit zu ihren Nachbarn setze, die man unschwer als Muslime erkannte. Die junge Frau sprach mit dem Paar in Suaheli, gepaart mit ein paar englischen Wörtern. Nach einer Weile wurde ich auf sie aufmerksam, weil sie in ihrem suahelischen Wortschatz Wörter benutze, die ich verstand. Mungu heißt Gott, Malaika heißt Engel, Maombi heißt Gebet und Yesu heißt Jesus. Diese vier Wörter kannte ich gut. Der Rest war mir innerhalb von Sekunden klar! Die junge Frau war dabei, dem muslimischen Paar Jesus nahe zu bringen. Ich war fasziniert und als sie eine Pause machte, bat ich sie, mal zu uns rüberzukommen. Ich habe ihr dann mein Buch auf Englisch geschenkt und mein Kärtchen reingelegt. Vor ein paar Tagen hat sie sich gemeldet und ihre Einladung wiederholt, in ihrer Gemeinde in Ruanda zu predigen. Wir werden sehen, wie Gott entscheidet und wenn er sagt geh!, dann gehe ich sowieso.   Mully Children´s Family – ein Ort, den man gesehen haben muss   In Nairobi am Bahnhof angekommen, wurden wir bereits vom Fahrer von Mully Children‘ s Family – MCF – erwartet. Alice, Kurt, Kathia, Marinah, Solomon und ich, jeder hatte einen Koffer und ganz schnell war der Landrover mehr als voll. Jetzt erwartete uns eine 3stündige Fahrt bis zur Stadt von Dr. Mully. Dort hatte man uns tatsächlich noch ein Abendessen aufgehoben und anschließend fielen wir wirklich wie bleierne Enten ins Bett. Die Zimmer waren sehr gut eingerichtet und jeder hatte sein eigenes, so dass genug Freiraum für den Einzelnen da war. Das war auch gut so, denn das Programm, das uns die nächsten drei Tage erwartete, war unglaublich vollgepackt, so dass wir abends immer wie erschlagen ins Bett gefallen sind. In den darauffolgenden Tagen wurde uns das ganze Areal und die Arbeit von MCF gezeigt.     Dr. Mully hat dort mit der Hilfe unseres Herrn Dinge vollbracht, die nicht denkbar sind in Afrika. Das Ganze ist so stark gesegnet, dass man das Gefühl bekommt, beim Eintreten in das Tor am Eingang lächelt dir aus jedem Gesicht die Liebe Jesu zu. Es ist wie eine andere Welt und man kann nur erahnen, dass es für die Kinder die neu dazukommen, nicht gerade einfach ist, wenn sie mit einer Liebe umgeben, überschüttet und geliebt werden, die sie davor nie kennen gelernt haben. Aber auch diese Kinder und Jugendlichen verändern sich früher oder später. Eins weiß ich genau: ich werde wieder hinfahren und wieder eine Gruppe Menschen mitnehmen, um ihnen zu zeigen, dass es wirklich anders sein kann, auch in Afrika, wo dich die Korruption auf Schritt und Tritt verfolgt. Nur dort findest du kein bisschen davon. Preis des Herrn für dieses großartige Werk. Und ich möchte es gleich hier sagen: wer will, sag mir Bescheid, wir werden gemeinsam dorthin gehen, denn man muss es gesehen haben, sonst hat man eine wahre Bildungslücke.   Schwerer Abschied   Der letzte Tag kam und auch schon nach drei Tagen war es nicht so einfach, „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Der Fahrer und eine Begleiterin, Yvonne, brachten uns zum Flughafen wo es Abschied nehmen hieß. Nachdem Pastor Solomon und Marinah bereits vorab aufgebrochen waren, war nur noch Kurt als einziger von denen übrig, die separat angereist waren. Doch er wollte sich an dem Abend noch mit einer Freundin treffen, um sich gemeinsam mit ihr auf den Weg zum Victoriasee und Richtung Uganda zu begeben. Ziemlich abenteuerlich, der Kurt und in seiner Art auch bewundernswert. Er wird erst Anfang Dezember zurück nach Österreich gehen – möge der Herr ihn segnen und schützen.

Diese Reise war wunderschön, aufregend, gesegnet und von der Liebe Gottes durchströmt und zusammengehalten. Wenn so verschiedene Menschen, die sich so gut wie gar nicht kennen, aufeinandertreffen, kann es nur durch die Liebe unseres großen Gottes zu so einer festen und liebevollen Gemeinschaft kommen. So danke ich dem Herrn für jeden einzelnen, den er mitgeschickt hat, für Kathia, für Alice, für Markus, für Kurt, für Marinah und Solomon und am meisten aber IHM, dem Schöpfer des Universums, der uns so sehr liebt, dass wir ihm nicht einerlei sind.

Wir segnen alle Kinder im Kinderheim in Kilifi und alle Spender, die den Betrieb des Waisenhauses mit ihrer monatlichen Gabe ermöglichen. Wenn du dir vorstellen kannst, dich dem anzuschließen, melde dich gerne bei uns.
 
Seid gesegnet durch IHN,
Eure Carmen und Team