Gerade erst aus Kenia zurück und ein wenig erholt, so ging es am 15. Februar schon wieder los, Richtung Senegal/Dakar, um das Kinderheim zu besuchen, mit dem wir seit zwei Jahren in Kontakt sind. Die ersten drei Tage hatte ich gebeten, in Popenguine zu verbringen, um noch einiges mit meinen Begleiterinnen Marion Ahrens und Carmen Hahn zu besprechen. Es war immerhin Tatsache, dass unser Altersdurchschnitt 66 Jahre betrug 😉 und beide das mittelafrikanische Leben und Arbeiten nicht gewöhnt waren.

Carmen als gebürtige Südafrikanerin war mit Afrika noch etwas vertraut, aber inzwischen lebt sie schon viele Jahre in Deutschland mit ihrem Mann. Marion war auch schon einmal in Südafrika, aber das, was in dieser Woche auf sie einstürmte, war alles andere als Urlaub oder Leben in Südafrika.

Wir erholten uns also erstmal und redeten viel miteinander, indem ich ihnen auch meine Erfahrungen mitteilte. Die brennendste Frage von beiden war wohl, warum wir nur drei Tage in dem Kinderheim verbringen würden. Geplant waren ursprünglich vier Tage, aber da wir den Hinflug 24 Stunden nach hinten verschieben mussten, hatte ich es bei drei Tagen im Kinderheim belassen.

Am ersten Tag war Ruhe angesagt – viel Spazieren-Gehen am Strand und eben den doch recht anstrengenden Flug verarbeiten. Am zweiten Tag fuhren die beiden Frauen mit unseren dortigen Freunden Mariska und Marcos in den Safaripark und ich nutzte die Zeit, um mich ein wenig auf die Predigt am Sonntag vorzubereiten. Da die Predigt in Deutsch gesprochen, dann zuerst ins Englische, darauf ins Französische und schließlich in Wolof übersetzt werden würde, war es ganz gut, wenn man sich ein paar Gedanken machte und Stichpunkte aufschrieb, um den Faden nicht zu verlieren bzw. nicht abzuschweifen. Am letzten Tag schloss ich mich dann an und wir machten eine Bootsfahrt in der Lagune Solomone, die wie beim letzten Mal wieder wunderschön war. Am nächsten Morgen holte uns Pastor Messias ab, aber siehe da… da war plötzlich Afrika ganz nah, denn aus dem Morgen wurde Mittag ;-).

Angekommen im Kinderheim in Thies, wurden wir mit einer herzlichen und liebevollen Begrüßung der Kinder, die das afrikanische Temperament von klein auf an den Tag legten, empfangen. Nicht gestellt, wie man das auch oft hört, sondern einfach aus dem Herzen heraus. Der erste Tag war noch ein wenig verhalten und distanziert, vor allem seitens der älteren Kinder. Die Kleinen hatten gar kein Problem mit uns und wir auch nicht mit Ihnen. Im Laufe des Tages wandelte sich das aber, allein schon durch den Gottesdienst und weil wir eben den ganzen Tag zusammen waren. Ich hatte mir erlaubt, den Platz im Auto gegen einen Platz im großen abgewrackten Bus zu tauschen und das war ein Erlebnis für sich. Man musste ein ganzes Stück fahren, um zur Kirche zu kommen, aber es war nicht eine Minute langweilig, denn der mit Kindern und Jugendlichen im wahrsten Sinne des Wortes vollgerammelte Bus bebte förmlich. Gleich zu Beginn der Fahrt stimmte eines der Mädchen ein Lied an, in dem eines der Kinder, die da drinsaßen, die Liebe Gottes zugesprochen bekam und gesegnet wurde. Das wiederholte sich für 64 Kinder und auch ich war mit dabei. Es war für die Kinder so ein Spaß zu singen… und – schwupp – schon waren wir da und hatten nicht einmal die extrem schlechte Straße auf dem letzten Stück gespürt.

Während der Predigt sah ich eines der Mädchen und eine Frau aus der Gemeinde weinen, und das sind diese Momente, wo Du als Prediger vor ihnen stehst und weißt: Gott hat es richtig gemacht – dir die richtigen Worte in den Mund gelegt. Und das genügt.

Wenn man ein paar Mal in Afrika war und mit den ganz normalen Menschen zu tun hatte – die es ja zu Millionen dort gibt – dann lernt man damit umzugehen, dass für diese Menschen das Heute der wichtigste Tag ist. Nicht das, was gestern war oder morgen sein wird, sondern heute, und da muss man als Europäer umdenken lernen. Aber auch sie wollen umdenken lernen und wissen, wie unser Denkmuster läuft. Wir haben in dieser kurzen Zeit so viele (oft schreckliche) Geschichten gehört, wenn die Kinder selber erzählten, wo sie herkommen, warum sie jetzt in dem Heim sind und dass sie es als ein wirklich gutes Zuhause sehen – bei weitem besser als das, von wo sie herkamen. Wir hatten auch ein paar Familien besucht, in denen gerade ein Kind geboren worden war, und ich hatte gesehen, dass die Kinder recht hatten mit der Aussage, ‚hier ist es besser als da, wo wir herkommen‘.

Am letzten Tag war die Abfahrt gegen 13 Uhr geplant, was auch tatsächlich klappte. Am Vormittag versammelten sich alle nochmal im Anbetungsraum und es wurde gesungen, ganz, ganz viel gedrückt, umarmt und geküsst, weil – so hatte man das Gefühl – jeder Angst vor dem Moment des Abschied- Nehmens hatte. Ich durfte noch eine Andacht und ein paar Worte an die Kinder richten und jedes einzelne Kind segnen und unter den Schutz unseres Herrn stellen. Dann war es so weit und ob wir wollten oder nicht, wir mussten „Auf Wiedersehen“ sagen. Wie schnell die Liebe Herzen verbinden kann, wussten wir eigentlich, aber der Abschied war wirklich sehr schwer. So viele Tränen und Umarmungen und immer wieder einen Kuss, habe ich noch nie erlebt. Einer von den kleineren Jungs weinte schon lange, aber als wir in das Auto stiegen, war es mit seiner Beherrschung wohl vollkommen vorbei. Er stürzte sich in die Arme unseres Dolmetschers David und schrie seinen Schmerz förmlich aus sich heraus. In diesem Moment, der uns und auch den anderen sehr nahe ging, wusste ich, woher der Gedanke kam, nur drei Tage dort zu verbringen. Es war genau richtig und hätte nicht einen Tag länger sein dürfen.

Marion hatte ihre „beiden“ Patenkinder gesehen und wird für die Große, für Saly, die Bibelschule finanzieren, die in diesem Jahr im Juni beginnt. Saly hatte ich von vor zwei Jahren noch sehr gut in Erinnerung, weil sie einfach irgendwie anders aussah als andere. Aber dieses Mal dachte ich, ein Model kommt auf mich zu, und in mir war ein „Wow, was für eine wunderschöne junge Frau ist sie geworden“.

Auch Carmen hat ihr Patenkind life kennengelernt, ihre hübsche Claudine, und ich bin überzeugt, dass auch sie mal eine wunderschöne junge Frau werden wird, die Jesus nachfolgt.

David, unser Dolmetscher, studiert an der Uni Sprachen, gehört aber trotzdem noch zu der Gemeinschaft im Heim. Auch er wünscht sich, an der 5-jährigen Sommerferien-Bibelschule teilzunehmen, wie Saly, und auch ihm werden wir das Studium bezahlen. Für Ousmane und noch eines der Mädchen, die ebenfalls diese Bibelschule besuchen möchten, werden wir noch Spender finden. Die Bibelschule ist fünf Jahre lang, jeweils drei Monate in den Sommerferien. Insgesamt kosten drei Monate 175 Euro und das eben fünf Jahre lang, und es wäre sehr gut, wenn diese jungen Leute ihren Glauben in einer Bibelschule festigen können.

Auf der Fahrt zum Flughafen wurde Pastor Messias von der Polizei angehalten und wir warteten ein Stück weiter vorne im Taxi und haben gebetet mit ganzer Inbrunst. Wir wussten, wie sein Auto aussah, und dachten „jetzt ist es vorbei und er darf nicht mehr weiterfahren“. Ich vermute, es hat genau wie in anderen Ländern Afrikas mit einer gewissen Höhe an Bestechungsgeld geklappt. Aber wir wissen ja, dass er kaum Geld hat, und haben bis heute nicht erfahren, ob er den Polizisten bestochen hat, oder ob Gott ihn gestochen hat. 😉 Jedenfalls ist mir klar, dass er so nicht weiterfahren kann, denn er transportiert ja auch Kinder. Marcos und Mariska gehen im Juni weg aus Senegal und verkaufen deshalb ihr Auto, einen ziemlich neuen Dacia. Da war wieder diese Stimme in mir: „Mach du das.“ Und ich? „Nein Herr, ich habe das Geld nicht.“ Aber da ich doch schon einige Erfahrungen mit diesem „mach du“ habe, will ich auch dieses Mal auf Gott vertrauen und ich weiß, wenn er gesagt hat: „Mach Du“, dann wird er das Bestellte auch bezahlen. Übrigens: Das Auto ist zwei Jahre alt, sieht auch noch wie neu aus und kostet 7700 Euro!

Wir wissen auf jeden Fall: Der Weg mit Gott in Senegal geht weiter. 25 Kinder werden über laChajim bereits versorgt, doch insgesamt gibt es in dem Kinderheim 65 Kinder, also 40 mehr, für die wir weiter nach Sponsoren suchen. Ich danke unserem Herrn für alle Bewahrung und das Wunderbare, das wir erleben durften, und Euch von ganzem Herzen für Eure Gebete und finanzielle Unterstützung!

Seid alle gesegnet und auch liebe Grüße von

Marion, Carmen und Carmen. 🙂